Wörter sind etwas Großartiges. Durch sie können wir Dinge erschaffen, nicht nur in unserem Kopf, sondern auch in anderen. Leider haben sie auch mindestens einen Nachteil, sie können missverstanden werden. Besonders bei Fachausdrücken ist dies der Fall. Also bei Wörtern die eine ganz bestimmte Erkenntnis definieren. Das an sich ist auch noch nicht das Problem. Problematisch ist nur, wenn man davon ausgeht, dass jeder diesen Begriff gleich verwendet oder das selbe damit meint. Denn dies ist eine Illusion. Begriffe verändern sich.
Ich versuche das mal zu erklären. Wissenschaftler Sepp entdeckt etwas, sagen wir mal 1900, der gibt dieser Entdeckung eine Bezeichnung. Sagen wir mal „Toduko“. Für ihn ist klar, was Toduko ist, denn er hat es erschaffen. Er hat es für sich begriffen.
Ein paar Jahre später beschäftigt sich eine andere Person (Keck) damit und schreibt über dieses Phänomen. Er schreibt davon, was er über Toduko herausgefunden hat. Er interpretiert das Toduko von Sepp. Das Entstandene ist jetzt nicht mehr das ursprüngliche Toduko, sondern ein Sepp-Keck-Gemisch.
Jetzt ruht das Ganze ein paar Jahre. Dann beschäftigt sich Falo damit. Er möchte es “richtig“ machen und schaut sich hauptsächlich das Sepp-Toduko an. Die ursprüngliche Quelle scheint ihm eine bessere Basis zu bieten. Auch wenn er versucht, wenig hineinzuinterpretieren, wird er sich trotzdem ein ganz eigenes Bild davon machen. Und wenn er es ganz “richtig“ machen will, muss er auch das Sepp-Keck-Gemisch anschauen, um sich ein ganzheitliches Bild machen zu können.
Währendessen verändert sich aber die Welt und auch Toduko. Denn alles ist ein Teil von einem Großen.
Somit könnte man, wenn man alle Bearbeitungen zum Thema Toduko hernimmt, feststellen, dass es die Wirklichkeit abbildet und wiederum auch nicht.
Und wir werden feststellen können, dass es jetzt schon einige Personen gibt, die unter Toduko was anderes verstehen.
Gehen wir einen Schritt weiter. Es vergehen wiederum einige Jahre. Noch mehr Menschen beschäftigen sich mit dem Thema. Das Thema wird immer komplexer, weil immer mehr Informationen eingebunden werden. Nun entstehen Experten für dieses Gebiet, verteilt auf der Welt, in unterschiedlichen Kulturen. Alles wird noch komplexer.
Nach gegebener Zeit versucht man mal wieder alle Informationen zusammenzutragen, um sich ein klareres, stichfesteres Bild zu machen. Und jetzt wird es spannend. Hier kann es passieren, dass die Vereinfachung publiziert wird. Jetzt liest man über Toduko. Klingt ja einfach das Ganze, ich habs verstanden. Doch das ist leider nicht so. Es ist nur eine verkrüppelte Information von einer komplexen Sache.
Und jetzt kommt die ultimative Verkrüppelung. Aufgepasst. Ein Lehrer, der sich vielleicht mal schnell einen Artikel vom Falo-Toduko reingezogen hat, erklärt den Schülern, was Toduko ist. Er geht ja davon aus, dass Toduko Toduko ist. Ist ja das selbe Wort, also wird auch immer der Inhalt das selbe sein. Hmm, nö. So ist das leider nicht, sorry.
Das Ganze kann man noch auf vielen anderen Ebenen weiterspielen. Zum Beispiel auf der Anti-Verknüpfungsebene. Damit meine ich, dass Toduko erst verstanden werden kann, in seiner Einbindung zu anderen Begebenheiten. Diese Begebenheiten wurden vielleicht von Sepp noch nicht klar erkannt oder formuliert. Aber sie flossen in seine Erkenntnis mit ein. Wenn man dann durch seine eigene Interpretation, oder durch mangelnde Selbstbeschäftigung mit dem Thema dem Ganzen eine gewisse Oberflächlichkeit aufdrückt, wird das dem Gegenstand der Betrachtung nicht gerecht.
Zusätzlich gibt es noch die Fehlinterpretation oder umgangssprachlicher Gebrauch. Hier werden dann Wörter zu etwas ganz anderem gemacht, als sie ursprünglich gemeint waren.
Auf was ich eigentlich hinaus will, ist simpel. Fachausdrücke hören sich cool an und wir wirken richtig schlau dabei, aber oft machen wir uns unbewusst nur lächerlich, wenn wir sie gebrauchen. Denn mit sehr sehr großer Wahrscheinlichkeit verwenden wir sie falsch. Es könnte klüger sein, eine einfache Sprache zu verwenden und Dinge zu umschreiben, so wie wir sie eben verstehen.
Ja oder wir machen es umständlich, und erwähnen immer wieder dabei, von welcher Definition, welchem Werk, welcher Interpretation wir gerade ausgehen. Also so: „Hier meine ich gerade die ökonomische Sicht von „Toduko“, wie Sepp sie ausgearbeitet hat, also genauer gesagt, in seinem Buch welches er 1905 geschrieben hat, und expliziter meine ich hier die 2. Auflage, in der er einige Details weiter ausgearbeitet hat.“
Geht natürlich auch. Wenn man so ein geniales Gedächtnis hat, ist das sicherlich eine gute Möglichkeit. Aber! Zusätzlich müsste man dann hauptsächlich zitieren, weil man sonst zu viel selbst hineininterpretiert. Außer das Gegenüber hat dieses Buch auch gelesen und auch ein geniales Gedächtnis, dann kann man sich das Zitieren natürlich ersparen. Dann reicht der Verweis auf das Werk von Sepp.
Okay, ich glaub das ist jetzt das Unnötigste was ich je geschrieben habe :). Wurscht.
Viel Spaß beim Kommunizieren, ob mit oder ohne Sepp-Zitate.