Alte Gedanken (2)

Zum Jahresende hau ich mal alles raus, was noch so liegen geblieben ist…

Thema: Team- und Organisationskultur

Laut Definition (nach Katzenbach und Smith) wäre ein Team ein Gruppe von Personen deren Fähigkeiten sich ergänzen, die sich für eine gemeinsame Sache engagieren und sich gegenseitig zur Verantwortung ziehen. Bis auf den letzten Punkt klingt das ja herrlich. Wer will nicht in so einem Team arbeiten bzw. dazugehören? Theoretisch. Denn, wie wahrscheinlich ist es, dass Leute zusammenkommen, die genau diese Kriterien erfüllen können? Die ähnliche Wertvorstellungen haben, die ähnlich beziehungsfähig sind und bereit sind an einem Strang zu ziehen.

Vielleicht ist aber auch die Wahrscheinlichkeit besonders groß, da es sich ja um ausgebildete Sozialpädagogen handelt, die eine ähnliche Vorbildung haben und somit geschult wurden, wie man ein Team bildet und aufrechterhält.

Vielleicht ist die Wahrscheinlichkeit aber gleich groß, da wir ja alle Menschen sind und nicht nur unsere Stärken einbringen sondern auch unsere Schwächen.

Und es könnte auch sein, dass Katzenbach und Smith nach einer Definition gesucht haben für einen Zustand der absoluten Produktivität, die aber selten beobachtet wurde oder vielleicht sogar nur theoretisch existiert.

Vielleicht ist aber alles viel einfacher und selbstverständlicher, so wie eben die Theorie. Menschen schließen sich zu einer Gruppe zusammen (wir sind ja Herdentiere), ihre Fähigkeiten ergänzen sich automatisch (wir sind ja alle unterschiedlich), sie arbeiten engagiert und mit vollem Einsatz zu einem gemeinsamen Ziel hin (wir streben alle nach Zugehörigkeit) und sie ziehen sich gegebenenfalls zur Verantwortung (wir wollen Gerechtigkeit).

Wenn ich das jetzt so genauer betrachte bin ich nicht schlauer als vorhin. Was braucht es wirklich, um ein Team zu sein?

Ziemlich neu waren für mich die Strategien zur Entscheidungsfestlegung in Gruppen. Jetzt lese ich gerade einen spannenden Absatz: Visotschig und Schrotta suchten nach einem Bewertungsverfahren das geeignet ist, um machtorientierten Missbrauch zu verhindern.

Aha, klingt sehr militärisch. Wer weiß vielleicht besteht das Problem ja auch aus dieser Zeit, da wo Menschen mit mehr Macht über andere mit weniger Macht entschieden haben. Oder ist das gar nicht Vergangenheit?

Möglichst viele Vorschläge werden (beim SK-Prinzip) entwickelt, alle Vorschläge werden von allen Teilnehmern beurteilt und der Vorschlag mit dem geringsten Gruppenwiderstand „gewinnt“.

Naja, könnte funktionieren. Beziehungsweise der Ansatz, dass man einen Einwand abgibt statt eine Zustimmung könnte effektiver sein. Denn wie verhält sich das denn normalerweise in einer Gruppe. Die „Starken“ stimmen zu, die „Schwachen“ enthalten sich im besten Fall und im Endeffekt haben die Durchsetzungsstarken gewonnen. Wie wäre das also mit Einwänden. Würde sich ein „Schwacher“ eher trauen einen Einwand abzugeben, als sich zu enthalten? Würde er als Einziger die Hand heben und sagen: „Nein, das finde ich keine gute Idee!“? Wenn währenddessen alle genervt auf ihn schauen.

Oder ist die Wirklichkeit ganz anders, und eigentlich sitzt da ein produktives Team am Tisch und jeder Beitrag wird nicht gewertet und wohlwollend aufgenommen? Gebe es dann überhaupt das Problem eines machtorientierten Missbrauchs?

Auch da fühle ich mich nach längeren Überlegungen nicht sichtlich aufgeklärter.

Schauen wir uns mal das Thema Teamkultur an, vielleicht finde ich da etwas Interessantes oder Nützliches für die Praxis.

Aha, eine eindeutige Definition gibt es nicht, da dieser Begriff sehr weit reicht. Dennoch hat jedes Team seine eigene, individuelle Kultur.

Gleich danach eine Frage: Wie würden Sie Teamkultur definieren und welche wesentliche Merkmale müssen erfüllt werden?

Spannend, anscheinend kann jeder seine eigene Definition erfinden, da es keine eindeutige Definition gibt. Naja dann probier ich das mal: Was ein Team ist haben wir gelernt. Laut Wikipedia stammt Kultur von „cultura“ ab, was so viel wie Bearbeitung/Pflege/Ackerbau heißt. Okay Ackerbau streichen wir mal. Also Bearbeitung und Pflege… erinnert mich jetzt eher an Psychohygiene. Ah da steht noch was bei Wikipedia: bezeichnet im weitesten Sinne alles, was der Mensch selbst gestaltend hervorbringt. Gut das klingt schon mal nach was. Also wurde das Team gebildet, es wurde geschaffen und daraus haben sich gängige Verhaltensweisen entwickelt, was als Kultur bezeichnet wird.

Und wer hat das Team gebildet und gepflegt? Braucht es da einen Wissenden, so wie den Bauer der die Samen sät? Oder ist das eher so wie in einem Rudel, die Positionen werden geklärt und dann wird am Gemeinwohl gearbeitet? Oder ist das eher wie bei einer Hippie-gruppe die sich trifft und alle wissen ohne zu reden wohin es gehen soll?

Ah habe eine neuen Tipp bekommen: Organisationskultur definiert nach EdSchein, als tiefste Ebene unbewusster, unhinterfragter Grundannahmen. Okay das ist jetzt wirklich ein Schuss in den Ofen. Das würde ja bedeuten, dass die Kultur weitergegeben wurde. Und die bisherigen Mitglieder, sowie die neuen Mitglieder diese Kultur niemals hinterfragen. Quasi wie ein Kodex oder die Bibel. Das als bindend gilt und wahrscheinlich auch vollkommen blind macht.

Okay da muss ich was übersehen haben, da muss es noch einen gescheiteren Ansatz geben…

AHH, okay, also wesentlicher Bestandteil der Beratungsarbeit besteht darin diese Grundannahmen sichtbar zu machen und zu hinterfragen. Volltreffer. Trotzdem verwirrend. Ein Team hat also seine eigene Kultur, die sie auch vollkommen blind macht, aber eigentlich ist ein Team ja voll produktiv, oder? Aha anscheinend kann man sehr produktiv sein und blind sein. Okay, aber das würde bedeuten, dass jedes Team einen sehenden Bauer braucht, sonst wird das nix. Komisch nur, dass man dann noch Strategien braucht um Entscheidungen zu treffen, wenn man ja weiß, dass man da einen kompetenten Bauer sitzen hat, der alles über Samen und Bodenbeschaffung weiß.

Fazit: Eine Gruppe von Personen, ob Team oder nicht braucht jemanden der hilft die blinden Flecken aufzudecken. Der die Gruppe unterstützt sich von den alten Dingen zu lösen, um Neues schaffen zu können. Erst dann kann die Gruppe wirklich zusammenarbeiten und braucht dann wahrscheinlich auch keine Abstimmungsstrategien.

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