Alte Gedanken (3)

Themen: Neu in der Gruppe – Fremdsein, Gruppendynamik

Mit dem Thema ,,Fremdsein“ kann ich viel anfangen, da es mir sehr vertraut ist. Sogleich merke ich, dass mir absolut nichts dazu einfällt. Welche Fragen könnte ich mir stellen, die Antworten verlangen? Oder bringt der Unterrichtsstoff Antworten auf ungelöste Fragen?

Ja, da fällt mir doch was ein. Sich fremd fühlen ist eines der natürlichsten Dinge auf der Welt. Ab dem Zeitpunkt, wo wir von der Mutter getrennt sind, fühlen wir uns fremd. Waren wir ja vorher eine unzertrennliche Einheit. Und nun ist alles anders, wir sind plötzlich autark. Haben einen eigenen Körper, der nur uns gehört. Haben eigene Gedanken und müssen eigene Entscheidungen treffen. Für viele ist das mehr als nur eine Herausforderung, für einige nicht überwindbar bzw. nicht lösbar. Und doch ist es eigentlich der natürliche Lauf, ein eigenständiger Mensch zu werden.

Haben wir Menschen irgendwas verlernt, sind die Lebensbedingungen vielleicht nicht menschengerecht oder ist das vielleicht Evolution?

Vielleicht fehlt mir noch eine Perspektive oder auch mehrere. Vielleicht wird dem Menschen einfach keine Zeit mehr gegeben, um sich seiner Identität bewusst zu werden. Vielleicht braucht es aber einfach nur Vorbilder, die schlicht und einfach fehlen.

Was ist, wenn Fremdsein der ursprüngliche Zustand ist und das Gefühl von Gruppenzugehörigkeit eine Mutation. Dann wäre sich fremd fühlen gar nichts Schlechtes, viel eher eine alte Tradition die verschwindet. Dann würde man jedem mit Respekt begegnen, der diese Fertigkeit noch beherrscht. Der dieser Gefühle noch mächtig ist.

Okay das ist schon sehr abstrakt, da es eigentlich nicht Hand und Fuß hat. Wir wissen ja alle, dass wir soziale Wesen sind und somit intuitiv danach streben einer Gruppe anzugehören. Was vor Millionen vor Jahren war wissen wir ja sowieso nicht genau, na dann konzentrieren wir uns mal auf den Ist-Zustand.

Also wir leben in Gruppen, korrekt. Welche Regeln innerhalb so einer Gruppe herrschen ist mannigfaltig. Es gibt also keine einheitliche weltumgreifende Struktur. Damit kann ich leben, ein Repertoire ist immer gut. Da fällt mir gerade der Spruch ein:,, Jeder Mensch ist einzigartig!“ Ist grundsätzlich korrekt, erstrecht wenn man alle Faktoren mit einberechnet. Doch das würde dann auch bedeuten, dass jeder eine andere Art von Gruppe brauchen würde. Also die seiner Natur am ehesten entspricht. Das wiederum würde ja wohl schwierig werden, denn dann gebe es ja nur Einpersonen-Gruppen. Okay falscher Ansatz -> Papierkorb. Ah, vielleicht sind wir uns doch ähnlicher und somit können wir auch den Raster erweitern. Vielleicht reicht eine größtmögliche Übereinstimmung, damit wir uns zu einer Gruppe zusammenfinden.

Also größtmöglich gefällt mir nicht, das klingt ja wie, was besseres ist halt gerade nicht auf dem Markt, aber glücklich bin ich auch nicht. Aber würde grundsätzlich passen und auch auf viele Lebenswirklichkeiten zutreffen.

Greifen wir mal das Rangmodell auf. Heruntergebrochen auf eine Handvoll Ränge, könnte es die Menschennatur erklären. Ich muss sagen, schmunzeln musste ich schon, da es einen hohen Wiedererkennungswert hat. Ist ja auch wirklich cool, wenn man sich irgendwo wiederentdeckt. Da kommt so ein komisches Gefühl. Man denkt sich:,, Yes, das bin ich.“ Es ist eine Bestätigung, dass man existiert und das man okay ist so wie man ist. Ja du lebst und du bist genau richtig so wie du bist. Danach sehnt sich jeder. Manche suchen in der Religion danach, manche im Horoskop und manche vielleicht in Theorien. Masterfrage: ,,Was befriedigt am besten das Bedürfnis?“

Okay, war eine blöde Frage. Da die Antwort ja gar nicht enthalten ist. Aber viele Menschen glauben es, sie kennen ja nichts anderes. Jetzt könnte ich aber selbst in eine Falle geraten sein, vielleicht ist die Antwort ja doch enthalten und ich weiß es nur noch nicht. Stimmt, guter Einwand. Na dann lassen wir das mal offen, das Leben besteht ja daraus Fragen zu finden und nicht Antworten.

Ich merke gerade, dass ich wahrscheinlich das Konzept einer Reflexion noch immer nicht verstanden habe. Wenn es falsch ist, sage ich jetzt schon mal:,, Sorry!“

Na das lässt mich nicht locker, ich probier es mal…

Nicht nur für Kinder ist der Anfang in einer Gruppe schwer, auch für Erwachsene ist dies eine Zeit der Verunsicherung.

Nö was ist das für ein Quatsch, klingt ja wie ein esoterischer Ratgeber.

Okay Neustart.

Ich fand den Abschnitt über die Rangdynamik besonders interessant. Ich habe mich sofort wiedererkannt und ich denke das ging nicht nur mir so.

Okay das geht auch nicht, das klingt ja, als wäre ich zurückgeblieben.

Jetzt fehlt mir glaub ich die Motivation, um noch einen Versuch zu starten. Ich bleib lieber bei meinem Stil, da fällt mir wenigstens was ein.

Vielleicht sollte ich mich eher mit der Frage auseinandersetzten:,, Was mache ich nun, wenn ein Kind sich fremd fühlt?“ Das hier sollte ja auch mal einen Bezug zur Ausbildung bekommen. Hmm, naja ich werde weder aus der Bibel vorlesen, noch aus einem Horoskop noch werde ich ihm eine Theorie nahelegen. Würde es reichen, wenn ich ihm sage:,,Du bist okay so wie du bist.“? Oder reicht das nicht aus? Vielleicht reicht es nicht aus, wenn ich keine Beziehung zu dem Kind habe oder wenn ich unglaubwürdig klinge. Vielleicht braucht es aber auch eigene Erfahrungen, um zu begreifen, dass man “wertvoll“ ist. Obwohl es ja dann ebenfalls eine Erfahrung wäre, wenn jemand an mich glaubt.

Irgendwie absurd, dass man von Außen eine Bestätigung braucht, um sich selbst akzeptieren zu können. Was ist das eigentlich alles mit der Wirklichkeit. Es gibt nicht die Wirklichkeit. Woran messe ich also, was wirklich ist und was nicht. Pickt da mein Gehirn einfach das raus, was am ehesten mit den anderen Informationen übereinstimmt? Kann ich mein Gehirn austricksen?

Oja, das kann ich, nur müsste ich das Ziel vorher wissen. Aber jedes Ziel wäre ja wieder nur ein Produkt meiner Erfahrungen, also könnte ich nix Neues kreieren. Da bin ich glaub ich in einer Sackgasse -> Rückwärtsgang.

Freunden wir uns mal mit der Wirklichkeit an. Wirklichkeit ist okay. Sie ist ein Produkt aus unterschiedlichen Individuen, besser gesagt aus deren Beziehungen. Nehmen wir an, die Beziehungen sind vielversprechend, dann fühlt sich die Wirklichkeit auch vielversprechend an.

Nehmen wir an, Menschen würden grundsätzlich wissen wo ihr Platz auf dieser Welt ist, ein Urvertrauen besitzen. Dann würden Gruppen funktionieren, wie ein Uhrwerk. Das eine Zahnrad dockt an das andere Zahnrad an und übergibt ihm seine Energie, und so weiter. Die Zahnräder sind unterschiedlich groß haben aber trotzdem die selbe Wichtigkeit. Keiner ist ersetzbar, keiner unwichtig.

Das bringt mich zu dem Punkt, dass es da eigentlich stark um Wertschätzung geht. Wenn ich denke, dass ich wichtiger bin als jemand anderes, dann werde ich ihn nicht wertschätzen können. Und wenn ich das mache, werde ich die Wirklichkeit des anderen negativ verändern. Auch wenn eigentlich die Wirklichkeit die ist, dass ich ein Problem habe und nicht der andere.

Ja, ich könnte einem Kind sagen, dass es die Welt mit seinen Gedanken verändern kann. Dass es hinterfragen soll, was es sieht und hört. Das es vielmehr darauf vertrauen kann, dass es großartig ist und gebraucht wird wie ein Zahnrad in einem Uhrwerk.

Ist vielleicht nicht die beste Metapher, aber das ist ja noch ausbaubar…

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