An mein Herz

An mein liebes, trauerndes Herz …

Kannst du dich erinnern, als du mir dieses wunderschöne Bild geschenkt hast? Viele Jahre ist es her, als du es mir geschickt hast und es ist mir heute noch ganz klar vor Augen. 

Ein blauer, friedlicher Himmel erfüllt das Bild. Darunter ein altes Bauernhäuschen. Daneben eine hölzerne Sitzbank mit Tisch. Ich liege abseits auf einem leichten Hügel in einer Hängematte, sehe hinunter, sehe Leute unten sitzen, reden und lachen. Meine Familie, meine Freunde, alle sind sie da. Mein Mann bringt köstliches Essen an den Tisch. Alle sind sie zufrieden. Und ich liege in der Hängematte, auf meinem Bauch ein schlafendes Baby. In mir ein Frieden, eine Ruhe, eine Geborgenheit, eine Glückseligkeit. Es ist mein Platz, meine heile Welt, mein Zuhause.

Das Leben hat Mal zu Mal alles verblassen lassen, hat Stück für Stück alles ausradiert, bis ich nur mehr alleine dastand. In mir, du, gebrochen und verlassen. Wie du Minute für Minute ins Bodenlose fällst. Ich konnte dich nicht trösten, ich wusste nicht wie. Ich weiß es bis heute nicht.

Ich weiß nur, dass du traurig sein darfst. Du hast alles wichtige in deinem Leben verloren, bis hin zu deiner Hoffnung. Du hast mitansehen müssen wie alles stirbt. Du hast mitansehen müssen, wie alle anderen ihr Leben weiter aufbauen und dich ignorieren. Du hast erfahren, wie alleine du mit diesem Schmerz bist. Auch ich habe dich im Stich gelassen. Wollte, dass du aufhörst zu weinen. Wollte, dass der Schmerz endlich aufhört. Wollte endlich einmal zu denen gehören, die glücklich sind. Ich wollte den Lauf der Dinge nicht akzeptieren, wollte Kontrolle, wo es keine mehr gab.

Du zeigst mir jeden Tag, wie verletzt du bist. Und ich weiß nicht, wie ich dich trösten kann. Manchmal stelle ich mir vor, dass in einem anderen Universum, in einer anderen Dimension, zu einer anderen Zeit, in einem anderen Leben dieses Bild Wirklichkeit wird. In einem anderen Leben. Aber ich glaube auch das tröstet dich nicht.

Wird uns dieser Schmerz ein Leben lang begleiten? Ich habe Angst davor, dass es so ist.

Und auch wenn andere uns dafür verurteilen, ich tue es nicht. Du kannst nichts für deinen Schmerz! Dein Schmerz zeigt dir nur, wie viel es dir bedeutet hat, wie viel es von dir ausgemacht hat. Nicht, dass du schwach bist, ungenügend, nichts auf die Reihe bringst oder nicht liebenswert bist. Auch wenn es keiner verstehen kann, oder Mitgefühl aufbringen kann, ich werde es tun. Ich werde mich bemühen dir Sekunde für Sekunde das Gefühl zu geben, dass ich da bin. Dass du traurig, wütend, hoffnungslos sein darfst. Du darfst dich verkriechen so viel du willst, darfst Angst haben so viel du willst. 

Ich weiß nicht ob dir das hilft? Aber du hast mich. Ich werde dir nicht von der Seite weichen, bis zu unserem letzten Atemzug.

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