Dampf

Dieses Statement ist ein Schlag ins Gesicht für all jene, die selbstgefällig in ihrem Turm thronen. Es ist eine Frechheit für all jene, die glauben, dass sie einen Status verdient hätten. Es wird Ablehnung bei jenen hervorrufen, die andere oft belächeln. Es soll ein Stich für jene sein, die glauben, sie seien zurecht privilegiert.

Wir Menschen haben die ganze Erde zu unserem Territorium gemacht. Wir haben andere Arten ausgelöscht, haben gegeneinander Krieg geführt, haben Profit geschlagen wo es nur ging. Wir waren unersättlich. Wie ein gefräßiger Wurm haben wir verschlungen, was fressbar war. Haben andere versklavt uns zu dienen. Haben ihnen eingetrichtert, dass das ihre Bestimmung sei. Haben Hierarchien und Kasten eingeführt. Sind mit dem Gedanken zu Bett gegangen: „Wie kann ich es machen, dass ich morgen noch mehr habe?“

Wir sind zu einem riesigen Tyrannen geworden, in Millionen von Körpern. Wir sind zu einem Gott geworden, der Naturgesetze missachtet, einfach weil er es kann.

Wir haben mit unseren glitschigen Fingern auf Weltkarten gezeigt und hämisch gelacht, weil uns die Vorstellung der Ausbreitung unserer Macht belustigt.

Wir haben unsere warzenbesetzte Zunge ausgestreckt, nach allem was wir begehrten. Haben es lüstern mit unserem giftigen Speichel abgeleckt. Und unser Eigentum markiert.

Wir haben manipulative Bilder in andere Köpfe implementiert, sodass sie steuerbar sind wie Marionetten.

Wir haben Köpfe abgeschnitten, Bäuche ausgeweidet, Zungen abgeschnitten, Kehlen durchtrennt, um unsere Macht zu demonstrieren.

Wir haben einzelne auserkoren andere zu führen, zu unterdrücken, zu behandeln und mit ihnen zu handeln.

Wir haben verächtlich auf das Unwerte gespuckt. Haben es durch den Dreck gezogen und verstoßen.

Wir haben unseren Müll verstreut wie Samen in der Gebärmutter.

Haben Religionen erschaffen, zerschlagen, verfolgt und wieder verehrt. Haben vorgegeben, wie man denken oder nicht denken soll.

Wir haben einschmeichelnde Worte gefunden, für jene die wir nicht verärgern wollen. Nur um dann einen Plan gegen sie zu schmieden.

Wir haben Ameisenhaufen gebaut, wo alle wie Sardinen übereinander wohnen. Bis auf die selbstgekrönten, die in einem Palast wohnen.

Wir haben Gesetze erlassen, an die sich die Erschaffer nicht zu halten brauchen.

Wir haben andere zu Boden gedrückt, ihnen eine Trense in den Mund gesteckt und verächtlich an den Zügeln gezogen.

Wir haben Männer zu brustschlagenden Gorillas und Frauen zu piepsenden Mäuschen gemacht.

Wir haben Männer zu Göttern, Frauen zu Kindern und Kinder zu Tieren gemacht. Oder haben wir Männer zu Kindern, Frauen zu Männern und Kinder zu Göttern gemacht?

Wir haben Kinder zur Rettung der Welt gebrandmarkt. Sie sollen den Müll aufheben, recyceln und selbst wie Bettler leben.

Haben alle zu Junkies gemacht, die sabbernd irgendwelchen Idolen, Karrieren oder glänzenden Dingen hinterher jagen.

Wir haben uns selbst mit unserem Gift infiziert und kränkeln wie ein Pestkranker vor uns hin. Die Fäden der Welt noch in unserer erbärmlichen Hand hängend. Auch das Sterben wird uns nicht hindern loszulassen, was uns nie gehört hat.

Es ist ein Erbe, welches wir alle tragen, ob wir wollen oder nicht. Die Fäden werden uns in die Hand gelegt, mit der wir uns selbst geißeln. Sie kleben wie Spinnweben, lassen sich nicht abschütteln. Vielleicht nur radikal durchtrennen.

Ich möchte jeden einzelnen Faden wieder in die Hände der eigentlichen Besitzer geben. Jeder sollte für sich entscheiden können, was er mit diesem anstellt.

Wollen wir wirklich ein Bienchen oder ein königlicher Kerzenanzünder sein?

Ein Gedanke zu „Dampf

  1. Nicht dass ich mit jedem einzelnen dieser Statements übereinstimme, aber die Kreativität, immense Aussagekraft und der Sturm der dahinter liegenden Emotionen dieses Textes ist für mich nicht zu bestreiten. Wunderschöne, berührende, rücksichtslose als auch aus meiner Sicht teilweise sehr wahrheitsgemäße Vergleiche über sehr tiefgehende Themen.
    „Wir haben unseren Müll verstreut wie Samen in der Gebärmutter.“ – Wow!

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