Identität

Erkenne dich selbst. Warum braucht man andere Menschen, um sich selbst zu erkennen? Warum weiß man nicht einfach, wer man ist? Muss die Biene andere Bienen beobachten, um zu verstehen was Bienen machen? Wann beginnt sie sich mit diesen zu identifizieren? Was bringt sie dazu, sich eine Bienen-Identität zuzulegen? Vergleicht sie sich?

Vielleicht schaut sie sich die anderen Bienen an und denkt: „Ah, die anderen können fliegen, ich kann auch fliegen. Ah, die anderen essen Nektar, ich esse auch Nektar.“

Oder wird ihr das ganze in der Wabe zugeflüstert, nach dem Schlüpfen? „Kleines, du bist eine Biene, so wie wir.“ Oder denkt die Biene gar nicht nach, und ahmt einfach alles nach?

Und bei welchem Individuum stellen sich Zweifel ein? Bei dem, der sich als anders wahrnimmt? Oder bei jenem, dem gesagt wird, dass er anders ist?

Das Bienchen bemüht sich jeden Tag, so viel zu tragen wie die anderen. Das machen Bienen nunmal. Es versucht so schnell zu sein, wie die anderen. Es versucht all dies zu tun, was andere stolz macht, es passt sich an.

Eines Tages trifft es eine Heuschrecke, die genüsslich ein Blatt abkaut. Die Biene stellt sich vor: „Hallo du, ich bin eine Biene, hast du irgendwo Blüten gesehen?“ Die Heuschrecke beginnt lauthals zu lachen: „Hui, du bist sicherlich keine Biene, haha.“ Die Biene bestürzt: „Was? Natürlich bin ich eine Biene.“ Die Heuschrecke antwortet gelassen: „Nein, du bist bist eine Schwebefliege!“

Die “Biene“ sieht auf sich hinunter und wundert sich. Sie ist schwarz-gelb, so wie Bienen auch. Sie tut alle Dinge, die Bienen auch machen. Keiner hat ihr je gesagt, dass sie anders ist. Ja, es ist ihr schon aufgefallen, dass sie sich schwerer tut bei manchen Sachen. Aber sie dachte das ist, weil sie sich zu wenig bemüht hat, oder weil sie einfach zu schwach ist.

Sie fragt zögerlich die Heuschrecke: „An was erkennst du, dass ich eine Schwebefliege bin?“ Die grüne Heuschrecke antwortet: „Du bist nicht behaart, hast keinen Stachel und hast riesige Augen.“

Die “Biene“ wundert sich, denn all diese Dinge kann sie auch an sich beobachten, wenn sie genauer hinsieht, aber wie konnte ihr das entgangen sein? Und übrigens es kann immer noch sein, dass die Heuschrecke sich irrt, und sie eigentlich einfach nur eine schwache Biene ist.

Das neue Bild ist zu unbekannt, zu unheimlich, als dass es für wahr gesehen werden könnte. Sich selbst klein zu machen, ist noch die einfachste Möglichkeit, um sein Selbstbild aufrechtzuerhalten.

Was hält uns an, an das Bild des anderen zu glauben oder nicht zu glauben? Was macht das Fremdbild mit einem? Was passiert mit der “Schwebefliege“, wenn sie sich nicht mehr darum bemüht eine Biene zu sein? Was werden die anderen Bienen dazu sagen? Und können die anderen ihr Bild von ihr überhaupt ändern?

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