Zweifel

Alles beginnt, wie jede Geschichte auch beginnt. Ein einziger Satz am Anfang eines Wasserfalls von Wörtern. Ein Gedanke, der Beginn einer Kette von Überlegungen, die zu einem Bild heranwachsen.

Der Zweifel wird dort geboren, wo die Sicherheit stirbt. Es ist ein Ort, wo plötzlich alles möglich wird. Wo das Gesehene neu betrachtet wird, wo das Gehörte neu zusammengesetzt wird, wo die Welt auf den Kopf gestellt wird, und alles aus einer neuen Perspektive betrachtet wird.

Es ist ein listiger Zug, ein Trick. Kein krimineller oder böswilliger. Es ist ein Versuch sich Dinge zu erklären, die für einen nicht erklärbar sind. Die Hoffnung entspringt, dass sich alles zu einem Ganzen fügt, wenn man es vollkommen anders betrachtet.

Dieser Vorgang kann ein Segen sein, kann dem Menschen helfen, sich wieder als Löwe wahrzunehmen. Er gewinnt an Kraft und Energie. Sinn entsteht dort wieder, wo er zu ertrinken geschienen hat.

Der Zweifel kann aber auch viral werden, er verbreitet sich auf alle Bereiche des Gehirns, inklusive des Selbstbildes. Dann wird der Löwe plötzlich zum kleinen Kätzchen. Und anstatt wieder mit Zweifel zu reagieren, kann der Mensch nur akzeptieren was er sieht. Der Zweifel hat es erschaffen und könnte es auch wieder berichtigen, aber eine Doppelanwendung gehört nicht zum ursprünglichen Konzept und wird unterlassen.

Zweifel macht einen zunächst wendig, dynamisch. Wie eine Schlange die sich durch das Gestrüpp schlängelt. Doch sie kann sich auch in den eigenen Schwanz beißen und sich endlos im Kreis bewegen.

Was ist wahr und was ist falsch? Alles verschwimmt, beides ist möglich. Abwechselnd kann man den Löwen und das Kätzchen betrachten. Es entsteht eine Verwirrung, warum beides gleichzeitig existieren kann. Es entsteht eine Verwirrung darüber, dass es sowohl wahr ist, dass man ein Löwe ist, wenn man daran glaubt und dass man ein Kätzchen ist, wenn man daran glaubt. Wie ist das möglich? Das Gehirn scheint sich aufzuhängen, wie ein Computer – Standbild – Error.

Vielleicht ist es eine Möglichkeit, infrage zu stellen, dass man sich für eines entscheiden muss. Vielleicht ist das Leben paradoxer als man dachte… Vielleicht ist man auch was dazwischen: Ein flauschiger Luchs :).

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