Indirekte Watschn

Erwartungen an jemanden anderen sind ja was vollkommen Behindertes. Bedeutet ja so viel wie: Wenn du dich anders verhältst, dann bin ich enttäuscht von dir.

Das erinnert mich an eine Situation im Kolleg (Erwachsenenbildung):

Der Unterrichtende hat uns Studierenden einen Fragenkatalog gegeben vor der Prüfung, mit der Begründung, dass wir uns besser vorbereiten können. Die Antworten sind jeweils in der PPP enthalten, somit müsse man diese Antworten praktisch nur komprimieren bzw. ausarbeiten. Die Prüfung bestand dann darin diese schon bekannten Antworten abzurufen und hinzuschreiben. Wenn man es genau nimmt, also eine relativ einfache Aufgabe, wenn man eben die Fragen vorher „korrekt“ ausgearbeitet hat.

Erst dachte ich, dass das ein netter Zug wäre vom Unterrichtenden, damit alle schön durchkommen können, ohne viel Stress. Doch später merkte ich, dass mich das mega nervte. Man musste ja eigentlich sehr wenig selbst nachdenken und man bekam eine super Note, wenn man einfach alles schön so wie vorgegeben wiedergibt. Kotz.

Naja, meine Strategie einfach alles schnell hinter mich bringen und raus aus dem Raum. Natürlich ist das dann ziemlich auffällig, wenn man nach gefühlten 10 Minuten schon wieder aufsteht und raus geht, während andere noch weiter sitzen bleiben. Aber ok. Noch komischer wurde es, als es dann schon vom Unterrichtenden mit einem Schmunzeln kommentiert wurde, entweder vor der Prüfung, oder eben beim Abgeben. Was irgendwie beschämend war, weil das ja keine Leistung ist, ist ja nur Auswendiglernen, nix davon hat Bezug zu mir. Aber ok.

Bei der letzten Prüfung war es dann irgendwie anders und ich dachte mir, geh bitte warum soll ich genau das hinschreiben, wenn ich anderer Meinung bin?! Ich habe meine Strategie verändert, so dass sie besser zu mir passt. Und was passierte? Der Unterrichtende war nicht nur verwundert, er war enttäuscht. Seine erste Interpretation: Dass ich das Ganze nicht richtig gelernt hätte, also schlampiger wurde. Naja kann man so interpretieren, aber ist nicht korrekt. Und nachdem er sich den Test durchgesehen hat, meinte er, dass die Noten allgemein nicht mehr so gut waren als sonst; und zu mir direkt: Also das hätte ich nicht erwartet von Ihnen, aber das wäre jetzt definitiv kein Einser mehr, so wie sonst.

Ich leicht genervt: Na dann geben sie mir eben eine andere Note!

Er irritiert.

Aber ganz ehrlich was ist das bitte für ein Konzept? Was soll das fördern, was soll das aussagen? Am Anfang wirkte es wie ein Goody, am Ende war es eine indirekte Watschn. Denn die ursprüngliche Aussage lautete: Ich schraube das Niveau runter, damit alle durchkommen können, denn das schafft ihr sonst nicht.

Und die Klasse jubelt im ersten Moment. Aber macht dann eine ganz negative Atmosphäre. Denn der Unterricht wird zu einer One-Man-Show. Die PPP wird durchgerattert, weil eh nicht so wichtig, wie man das übermittelt, weil es gibt dann eh den Fragenkatalog, den kann man ja dann in Ruhe gut vorbereiten. Alle bestehen beim Test, alle sind happy. Augenscheinlich. Denn das ist ein Wischiwaschi, und hat mit Unterrichten so wenig zu tun, wie mit echtem Lernen.

Am Schluss hätte ich lieber einen bomben Fetzen eingesteckt und meine eigenen Gedanken verwendet, als einen billigen/falschen Einser, durch Abklatschantworten.

Zum schwarzen Humor-Witz wird es eigentlich dann, wenn man bedenkt, dass es da teilweise um das Fach Didaktik ging, also um die Lehre vom Lehren und Lernen. 

Weiß echt nicht, was ich dazu noch sagen soll.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.