Schmerz

Schmerz. Schmerz formt uns, er quetscht uns zu einer undefinierten Form. Schmerz kann uns verletzen, mürbe machen oder brechen.

Er fließt wie Lava über uns, er brennt sich ein und hinterlässt immer Spuren. Rücksichtslose Spuren, Unbarmherzige.  Wir leben damit, wir tragen sie, egal wie viele es sind. Es sind Zeichen der Vergangenheit und treiben uns in eine Zukunft die sie brennen lässt, weil sie es verlangen.

Vielleicht ist es der Ruf nach Heilung, vielleicht das Wesen des Schmerzes gehört werden zu wollen. In seiner ganzen Schrillheit.

Schmerz verlangt uns viel ab und kann uns auch zu Widerstand treiben. Zu Wut gegen den Umstand es akzeptieren zu müssen. Gegen die Unbarmherzigkeit, die Ungerechtigkeit, die Gnadenlosigkeit, die scheinbare Vorbestimmung. Er kann uns zu einen Kampf treiben, er kann uns zu Aushalten treiben oder zu Verzweiflung.

Haben wir Schürfwunden verarzten wir sie schön mit Pflaster oder Salbe. Damit der Körper im Heilprozess unterstützt wird. Aber was tun wir, wenn es emotionale Wunden sind? Was tun wir, wenn die Wunden nicht sichtbar, nicht greifbar sind? Wie versorgen wir diese? Wie helfen wir ihnen zu heilen?

Schmerz ist gnadenlos, er kommt wann er will. Er schreit. Wie beruhigen wir ihn? Hilft ein Schluck Alkohol? Ein angenehmer Orgasmus? Oder Ablenkung? Wird er still werden?

Schmerz ist robust und scheint oft unbändig, wild. Peitscht durch den Raum den er einnehmen will, egal was darin ist. Das ist sein Wesen, empor, vorwärts.

Schmerz kreiert in uns einen Wunsch. Wir schauen in die Ferne und werden sehnsüchtig. Wünschen uns Erlösung. Erlösung von der Gnadenlosigkeit, von dem brennenden Ungeheuer. Wollen frei sein, leicht und losgelöst.

Aber Schmerz ist unberechenbar, Schmerz ist ungerecht, Schmerz ist das Würgen der Lebensenergie. Was er erdrosseln will? Schmerz hat keine Logik, oder Sinn. Vielleicht will er sich selbst erdrosseln? Ein Schrei der mit Schrei beantwortet wird.

Schmerz formt uns. Er macht immer was mit uns. Manchmal trainiert er uns, manchmal verwundet er uns, manchmal vernichtet er uns. Aber er hinterlässt immer Spuren.

Schmerz versetzt uns in einen Schock, er versetzt uns ins Hier und Jetzt. Aber er kann auch Erinnerung sein. Er kann uns in einem Moment in die Vergangenheit versetzen. Er ist wie eine Zeitmaschine. Mit Stützpunkten in allen heftigen Lebenssituationen. Wir können mit ihm reisen, ob gewollt oder nicht.

Er ist die Peitsche der dich mit einer Millisekunde zu einem bestimmten Punkt katapultiert. Es schnalzt und die aufgewirbelte brennheiße Luft nimmt dir den Atem. Hats nicht geschnalzt, kommt er wieder, meist heftiger. Er will ja gehört werden, der Narzisst.

Man kann ihn schwer mögen. Aber er hat auch eine Kraft, er ist Energie. Er formt Leben und bestimmt oft über Leben und Tod. Er ist pure Macht, wie er uns umherwirbelt, wie er uns einnimmt.

Also wie kann man ihn nutzen? Jeder Feind ist auch dein Freund, einfach darum, weil er dir was beibringen kann. Also was kann Schmerz mir beibringen?

Schmerz ist wie brennende Lava die über einen gegossen wird. Würde es jetzt meine komplette Haut verätzen, würde ich sterben. Vielleicht ist Schmerz so was wie der kleine Tod? Vielleicht schreit er nur so, weil das Leben so viel Raum einnimmt? Vielleicht müssen wir einfach sterben. Mit ihm gehen, in die Hölle und zurück.

Schmerz ist gnadenlos, schrill und hart. Seine Härte so massiv, wie der Widerstand groß der gegen ihn gerichtet wird. Ein trotziges Kerlchen. Er ist der schwarze Teer in dem du versinkst. Der dich zieht und drückt. Dich quetscht und sticht.

Was kann er für seine Natur? Was kann der Tod dafür der Tod zu sein?

Schmerz ist umbarmherzig. Ist das Leben aber auch. Wir werden auf die Welt geschupst und irgendwann wieder aus ihr gerissen. Wir sind Bewusstsein welches Empfindungen hat, Leben und Tod erlebt, ganz bewusst. Auch das ist sehr undankbar und eine Bürde die nur wir Menschen in diesem Ausmaß tragen müssen.

Schmerz hinterlässt immer Spuren, und meistens wollen sie gesehen werden. Umso mehr Spuren, umso aufdringlicher die Aufmerksamkeitshascherei. Überlebensinstinkt hingegen will das Gegenteil und meidet diese Spuren, er will einfach sein, existieren, ohne Einschränkung.

Umso mehr Spuren, umso eingeschränkter die Bereiche, wo Motivation entstehen kann. Wo unbekümmertes Leben stattfinden kann.

Was macht nun wer, der übersät ist mit Wunden? Was macht nun wer der übersät ist mit emotionalen Wunden? Welche Möglichkeiten bleiben ihm? Welches Heilmittel kann er benutzen? Welche Mittel verschaffen Linderung? Gibt es überhaupt etwas dagegen?

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