Plagiat

Mir kommt da gleich so eine Melodie ins Ohr:

„Denn das ist alles nur geklaut; Das ist alles gar nicht meine; Das ist alles nur geklaut; Doch das weiß ich nur ganz alleine; Das ist alles nur geklaut; Und gestohlen; Nur gezogen; Und geraubt; Entschuldigung, das hab´ ich mir erlaubt.“ (Die Prinzen-Alles nur geklaut)

Sinn und Unsinn bei dem Plagiatskonstrukt:

Erstens: Das Plagiatsthema wird hauptsächlich nur relevant im wissenschaftlichen Bereich. Wissenschaft bemüht sich Wissen zu schaffen. Was ein sehr großgestecktes Ziel ist. Es wird angenommen, dass Vorforschungen eine gute Basis bieten können für weiter aufbauende Erklärungsversuche. Wenn man sich mal so eine Universitätskarriere anschaut, passiert was Interessantes. Den Studenten wird mal eine Grundlage vermittelt, die von einigen Professoren als solche definiert wurde. Alle Studenten beschäftigen sich also mit den selben Inhalten. Was kommt dabei raus? Menschen die sehr ähnliche Denkmodelle haben. Weiters werden sie dazu angehalten, die „Urheber“ der Basislektüre als reine Erfinder dieser Theorien zu sehen. Somit zollt ihnen auch das Recht auf Verweisung, bei jeglicher Überschneidung eigener Überlegungen. Was am Anfang vielleicht sogar eine Hilfe ist. Man hat durch das Basiswissen einen Bausatzkasten, mit dem man jongliert, oder “eigene“ Gedanken untermauert.

Ich habe „eigene“ mit guten Grund unter Anführungszeichen gesetzt. Dies ist auch schon meine Überleitung zu Punkt Zwei.

Zweitens: Was sind überhaupt eigene Gedanken? Mir kommt da ein Bild von Einstein, der gerade eine wissenschaftliche Arbeit schreibt und sich bei der ersten mathematischen Formel überlegt: „Aja, da haben wir jetzt eine Addition, okay, da müsste ich ja meine Volksschullehrerin als Urheberin anführen, die hat mir das ja als erste in meinen Kopf implementiert. Hmm, naja aber wer hat das ihr mitgegeben? Ui das wird ja kompliziert.“

Das Ganze könnte man auch mit der Sprache machen. Bei so vielen Menschen auf dieser Erde, die jetzt gerade leben und die schon gelebt haben, wird es immer unwahrscheinlicher, das irgendeine Kombination aus Wörtern noch niemals von einem Menschen verwendet wurden. Also hätten nur jene, die ihre Signatur darunter gesetzt haben einen Anspruch auf Besitz.

Drittens: Dass es überhaupt geistiges Eigentum gibt, finde ich lächerlich (Meiner Meinung nach!). Es ist dekadent zu glauben, dass man der reine Erfinder einer neuen Theorie ist. Im Grunde hat man sich des Wissens von hunderten oder tausenden Menschen bedient und gibt es jetzt als sein Eigenes aus.

Viertens: Oft werden Texte vom Leser schlecht oder gar nicht verstanden. Dann werden Teile aus dem Kontext gerissen und als etwas ganz anderes verkauft. Was ich ziemlich schlimm finde. Denn wenn man das geschickt macht, kann man fast jeden Menschen, als jemanden anderen dastehen lassen.

Fünftens: Wenn man das Plagiatskonstrukt ernst nimmt und vollstreckt, dann leugnet man eine mir ganz offensichtliche Tatsache: Zufall. Und es gibt einige Beispiele dafür. Es gab schon Momente, wo zwei Personen, auf unterschiedlichen Orten auf das selbe Ergebnis kamen. Wer hat hier Rechtsanspruch? Der Erste der veröffentlicht? Der Stärkere, also der mit den besseren Argumenten oder Anwälten?

Sechstens: Ausnahme bestätigt natürlich die Regel. Und jetzt kommen wir zu den winzigen zwei Punkten die relevant sein könnten in der Forschung und anderswo. Für die Nachvollziehbarkeit, ist es ein reiner Segen, wenn man einen Gedankenverlauf von der entsprechenden Person hat. Wenn man weiß, wie er darauf gekommen ist, was in geprägt hat. Der Quellennachweis wird aber nur eine lückenhafte Darstellung ermöglichen, da es nur seinen aktiven Erfahrungsschatz wiedergibt, jegliche andere Erfahrungen sind uneinsichtig. Zusätzlich wäre eine seitenlange Angabe von Literaturnamen die einen geprägt haben, ein Grauen zum Ansehen und eine Sinnlosigkeit, weil die Bücher wiederum nur subjektiv betrachtet wurden und bei einem anderen Menschen höchstwahrscheinlich nicht die selben Ergebnisse bringen würden.

Die zweite Variante hat mit der Natur des Menschen zu tun. Manche Menschen bereichern sich gerne und benutzen willentlich andere Werke, um sie als ihre eigenen auszugeben. (Dies ist wahrscheinlich auch der Ursprung des ganzen Plagiatsthemas.) Wer das anstrebt wird aber sowieso Wege finden, um nicht aufzufallen. Und außerdem schürt Misstrauen nur noch mehr Misstrauen.

Siebtens: Dieser Punkt hat mit meiner eigenen Erfahrung zu tun. Wenn ich einen Text verfasse, dann fließen natürlich eine Menge Informationen aus meinem Leben hinein, manche sind mir bewusst, manche nicht. Oft kann ich mich vage an eine Quelle erinnern: „Ah, ich glaub das ist in einem Film vorgekommen.“ Aber ganz ehrlich, ich habe keinen blassen Schimmer, welcher Film das war, ob ich mich richtig erinnere, oder ob es überhaupt ein Film war. Wenn ich also alles korrekt machen würde, dann müsste ich recherchieren, woher ich diese Information habe. Und das ist fast unmöglich und enorm zeitintensiv.

Achtens: Nach meinen Überlegungen nach, ist das Produkt meiner Gedanken stark verwoben mit Geistesprodukten von anderen Menschen. Oft besteht mein eigener Anteil ausschließlich darin, das ich eine Kombination aus bestehenden Überlegungen entworfen habe, Verknüpfungen erstellt habe. Dies wäre dann mein „reiner Anteil“. Dieser ist aber schwer auszumachen und noch schwerer genau abzugrenzen.

Fazit: Somit komme ich zu dem Schluss, dass es manchmal einfach keinen Sinn macht von Plagiat oder Nicht-Plagiat zu reden. Meine persönliche Meinung geht noch weiter: Es ist alles nur geklaut, E-o, e-o!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.