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Drachenfeuer

Eine Geschichte aus einem Kinderbuch von mir, begleitet mich schon unbewusst mein ganzes Leben. 

Bezaubernde Geschichten – Der Drache Desmond: In dieser Geschichte herrscht König Gustav, der wohl behütet in seinem sicheren Schloss wohnt. Als er eines Tages einen Spaziergang machen wollte, stieß er auf den Schrecken des Landes – der Drache Desmond. Völlig unerwartet kniete sich der Drache hin und winselte.

Der König wollte schon die Alarmglocken läuten, doch plötzlich bemerkte er ein Drachenbaby an der Seite von Desmond. 

Zusammengekauert saß es fröstelnd neben Desmond, fast verdeckt durch dessen riesigen Körper.

Der Drache bat um Hilfe, er bot dem König seine Dienste an, wenn dieser das Leben seines Sohnes Benjamin rettete. Deren Mutter sei gestorben und er könne sich nicht um den Kleinen kümmern. Er versprach dafür ein guter Drache zu werden.

Seitdem wurde Desmond am Hofe von dem König, wie ein Hund an der Leine, herumgeführt. Er gehorchte wie versprochen aufs Wort. Währenddessen wurde sein Sohn gepflegt und großgezogen.

Dem König fiel auf, dass der Drache das Feuer im Kamin mit sehnsüchtigen Augen ansah.

In der Tat, dachte der König bei sich, Drachen haben eigentlich ein recht darauf stark zu sein.

Der König ging zum Drachen und lobte ihn für sein zuverlässiges und verantwortungsvolles Handeln und ernannte ihn zum Königlichen Kerzenanzünder.

Desmond war entzückt. Er könnte wieder ein richtiger Drache sein, und wenn Benjamin erst älter wäre, könnte er ihm beim Kerzenanzünden helfen. Dann wären sie beide für immer und ewig Königliche Kerzenanzünder. Laut schnaubend sprang er in die Luft und brüllte: „Ich bin bestimmt der glücklichste Drache auf der Welt!“

„Sitz!“ befahl der König lächelnd. Sogleich saß das riesige Tier dicht neben ihm. Der König streichelte Desmonds schuppigen Kopf und sagte: „Ja, du bist ein glücklicher Drache und ein wohlerzogener noch dazu.“ Da errötete der Drache Desmond vor Stolz.

Diese Geschichte hat mich schon als kleines Kind irritiert, ich dachte immer, da stimmt doch etwas nicht. Normalerweise müsste es jetzt ein gutes Ende geben, aber das ist kein gutes Ende. Normalerweise ist der König weise und gut und der Drache böse. Aber in dieser Geschichte ist alles viel komplizierter, versteckter. Ich hatte Mitleid mit dem Drachen. Das Verhalten des Königs ärgerte mich. Aber verstehen konnte ich es noch nicht. Nur das Gefühl war da, das etwas nicht stimmte.

War der Drache wirklich glücklich? Konnte er jetzt ein richtiger Drache sein? 

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