Simsalabim

Willkommen im Wahnsinn Teil4:

So, liebe Nicht-Leser. Ich hab mir gerade überlegt, dass es eigentlich schon witzig ist was ich da so treibe. Ich mache mir Gedanken über Dinge, die für andere anscheinend entweder keine Bedeutung haben, oder sich in einem ganz anderen Gewand für sie zeigen. Aber okay, kann ja so sein. Muss ja nicht für mich so sein. Und ist es auch nicht.

Ich sehe eine Gesellschaft, die sich in eine vollkommene Sackgasse begeben hat. Ich sehe einen Haufen von Menschen, überwiegend getürmt in Städten, Wohnungen über Wohnungen. Alle beisammen und vollkommen alleine. Ich sehe eine Wirtschaftsmaschine die von gierigen Personen programmiert wurde. Sehe Untergebene, die sich in die Arbeit schleppen, dankbar für die augenscheinlich gute Möglichkeit. Ich sehe pompöse Gebäude, in denen Regeln für die Masse gemacht werden, ob vernünftig oder nicht. Ich sehe Dinge über Dinge, die uns vernebeln und uns kurzzeitig ablenken. Ich sehe Gruppierungen, so stark und individuell und doch abgeschnitten. Ich sehe Einrichtungen für alle die anders sind, der zugeschriebene Platz ihr Schicksal. Ich sehe Meinungen und Trends, wohlklingend und verheißend; aber leer. Ich sehe Autoritäten die sich als Schafe verkleiden, Schafe die sich bemühen Autoritäten zu seien, und alles andere was sich um gar nix mehr bemüht.

Ich find es ja auch überaus putzig, dass wir uns „Sozialstaat“ nennen, aber von „sozial“ gar nix mehr verstehen.

Ich find es einen grausamen Witz, dass wir denken, dass Demokratie wie wir sie haben, die beste Lösung ist. Im Vergleich zu was?

Ich find es fast schon pervers, dass die Masse sich so „tolerant“ nennt, aber Toleranz gar nicht begreift.

Ich find es lächerlich, dass so viele glauben, dass sie so individuell sind, obwohl sie wieder nur einen neuen Trend entsprechen.

Ich frag mich manchmal, gibts noch Leute die selber denken? Selbstständig. Auch wenn es unbequem ist.

Das interessanteste Phänomen bei Menschen ist ihr Verhalten in der Gruppe/Masse. Sie verändern sich. Manche passen sich an, manche geben sich auf. Reiner Überlebensinstinkt. Denn wer will schon ausgestoßen werden?!

Jeder Querdenker, Andersdenker, Neudenker, Revoluzer usw. begibt sich auf ein sehr wackliges Platteau. Und auf ein meist Einsames. Und trotzdem tun es manche. Sind überzeugt von einer Sache, lassen nicht locker. Sturheit? Naivität? Kränkung? Willensstärke? Träumer? Charaktermenschen? Wahnsinn? Genialität?

Je nachdem, wie die Masse zur gegebenen Zeit gerade denkt. Sind ja grundsätzlich alles Möglichkeiten. Wahr und nicht-wahr gleichzeitig.

Aber jetzt zurück zu meiner Sichtweise. Sie klingt pessimistisch und macht mich manchmal auch grantig, klar. Aber eigentlich ist sie ziemlich positiv, fast romantisch. Ich glaube an die „Liebe“, an menschlichen Zusammenhalt, an Potential und Veränderung.

Was ich sehe, gleicht aber eher an einer unmenschlichen Haltungsweise, die schon so normal wurde, dass sie nicht mehr angezweifelt wird. Find ich schade, und ziemlich doof.

Ich meine, nur mal ganz kurz überspitzt zusammengefasst: Wir haben quasi ein paar wenigen Menschen und ihrem Konstrukt einfach so die Macht über unser Leben gegeben. Haben einfach schön brav genickt und getan. Und wenn großgoschert gemeint wird: Hey die Wirtschaft ist wichtig, muss wachsen! Haben wir gedacht: Oh ja, die ist verdammt wichtig, sonst gehen wir alle unter.

Und ganz ehrlich gesagt meine lieben Nicht-Leser, ja wir gehen unter, haben uns ja schön abhängig gemacht. Fein gemacht, kleine Marionetten. 

Aber hätte ich mein eigenes Land, mein eigenes Essen, was kümmert mich die Sklavenhaltung.

Okay das haben wir verspielt. Haben uns alle schön in die Städte zusammengerottet und um Arbeit gebettelt. Jede weitere Generation abhängiger als die letzte, sofern kein Vermögen da ist.

Ich frag mich ja auch, wie sich diese saublöde Aussage halten kann, dass wir eines der zufriedensten Länder sind?! Verglichen mit was bitte? Diktatur, offene Sklaverei oder Holocaust? Verglichen mit anderen Ländern zu der jetzigen Zeit? Echt? So, echt süß. Ja wir hoppeln wirklich freudig herum, ziellos und verunsichert. Aber ja stimmt, wir sind augenscheinlich top fit, arbeitsfähig, anpassungsfähig, konsumstark und leistungsbereit. Ähh naja, wenn ihr das gesund nennt. Also mir bleibt da die Spucke weg. Find das „Normale“ schon ziemlich krank. Verglichen mit was? Mit meiner persönlichen Vorstellung von einem guten Leben. Okay ist jetzt nicht so der triftige Grund; aber vielleicht doch. Und wenn es so ist, dann ziemlich idiotisch es so zu lassen.

Glaubt ihr wirklich uns gehts so toll in unserer Gesellschaftsform? Geh bitte. Oder kommt jetzt das super Argument: Hey reg dich nicht auf, ist doch noch das Beste.

Da kann ich nur den Kopf schütteln. Ist nämlich ne denkfaule Aussage. Außerdem, wo hat man denn diese Aussage schon wieder her, hmm?

Also für alle die am liebsten nix von Unruhestiftern hören wollen, einfach weghören. Aber! wir haben nun mal keine liebevolle Gesellschaft; Schulen und Arbeitsstellen die uns gefügig machen und uns sagen was richtig und falsch ist. Und Andersartigkeit bestrafen. Klingt heftig, aber ist auch logisch. Ich meine das wäre doch nix, wenn jeder seinen eigenen Kopf hätte, wäre ja komplettes Chaos.

In Schulen lernen wir angepasstes Verhalten, Hörigkeit und Auswendiglernen. Hast du gute Noten wirst du belohnt. Feiner Junge, feines Mädchen, sooo brav. Aus dir wird noch was. Was eigentlich? Ah okay, ein erfolgreicher, gemochter Mensch. Ah na dann.

Ich meine wer will schon ein Nichtsnutz sein oder arbeitslos und von der Gesellschaft als faul deklariert werden? Ich kenne noch keinen, kann aber noch passieren.

Ah das ist auch ein ganz feiner Zug von der Gesellschaft, die Armen und Schwachen unterstützen. Dass sie wieder leistungsfähig sind und integriert. Sich auch was leisten können, was aufbauen, beteiligt sein.

Weiß jetzt nicht was ich dazu sagen soll. Es gibt genug Menschen die nicht die gleichen Rechte und Möglichkeiten haben, und dies eben wegen unserer Gesellschaftsform. Wegen dem entsprechenden Werteempfinden, wegen der Ausbeuterkultur, wegen dem Ignorieren von der ganzen Menschlichkeit.

Auf kurz oder lang ist das ne eindeutige Totgeburt, so eine Gesellschaftsform. Für Roboter oder Vulcanier (oder was auch immer) sicher eine „gute“ Möglichkeit. Aber für fühlende Menschen ein Grauen.

Ah da fällt mir noch was Phänomenales ein. Wir haben ja so überaus fleißige Gelehrte, Wissenschaftler usw., die ja ständig alles Mögliche und Unmögliche rausfinden. Jetzt haben wir ja den großartigen Katalog zur Klassifizierung von psychischen Störungen. Sehr geil, alles schön kompakt und klar. Also ganz klar jetzt, wer ne psychische Störung hat und wer nicht. Ich kann ja nicht behaupten, dass ich keine Übersichten mag, aber ehrlich jetzt, das ist euer Output? Menschenunwürdiger gehts ja fast kaum. Mittlerweile ist es ja fast schon abnormal normal zu sein. Also mal lieber noch mehr Aufwand betreiben, um „normal“ zu wirken. Nana ich hab keine Ängste, nana ich bin voll gut drauf, also ich bin glücklich, blabla. Ah warte mal, hab ich dir schon meine Fotos vom Urlaub gezeigt?

Geh bitte! Diese Gesellschaftskultur macht uns krank.

Wir sind doch bitte nicht zufriedener, wir sind nur besser darin so zu wirken. Ist eher Unterricht zum psychopathischen Verhalten.

Und mal ganz anders: Bei wie vielen Menschen fühlst du dich pudelwohl? Kannst so sein, wie du bist? Fühlst dich weder bewertet noch abgelehnt? Weder überaus verpflichtet, noch eingeschränkt?

Ist vielleicht ne sinnlose Frage, weil sie wahrscheinlich eh nicht durchdringt, weil die Abwehrmechanismen brave Arbeit leisten. Aber könnte schon ein gutes Indiz sein.

Ich hab mich ja oft „beschwert“ nicht meinen Platz zu finden. Eine Person hat einmal gesagt: Der Platz wird dir nicht gegeben, den muss man sich nehmen.

Also muss man um seinen Platz kämpfen, wenn man einen eigenen haben will, oder wie? Aber ja, die Aussage hat schon seine Wahrheit. Keiner wird dir freiwillig Platz abtreten, warum auch, wir sind ja keine Gruppe mit gemeinsamen Ziel, wo jeder den anderen braucht oder den anderen als Bereicherung empfindet. Für unsere „Unabhängigkeit“ haben wir ja unser Geld, Besitz und Versicherungen. Was brauchen wir da die anderen.

Eh, kann man so machen, muss man aber nicht.

Und jetzt kommt die naheliegende Aussage: Ok, aber was sollen wir sonst tun? Es läuft nunmal so, wie es läuft.

Nummero uno: Es sofort abzutun, bringt Nüsse.

Nummero due: Sich nicht darüber auszutauschen, ist weitgehend fahrlässig.

Nummero tre: Nur weil es keine naheliegende Lösung gibt, bedeutet dies nicht, dass es keine gibt.

Nummero quattro: Denken ist fein, theoretisieren putzig, aber machen ist sinnvoller.

Nummero cinque: Manche Lösungen liegen dort, wo noch nicht gesucht wurde. Sind oft Kombinationen aus alten Sachen, die zu etwas Neuem montiert werden. Nennt man auch Kreativität.

Nummero sei: Wir sind soziale Wesen, die eine Gruppe brauchen, fraglich aber ob ne Masse.

Nummero sette: Größer muss nicht besser sein. Und Bewertungen dürfen sowieso mal hinterfragt werden.

Nummero otto: Fragen zu kreieren kann sehr nützlich sein. Man muss nicht immer vorgedachte Meinungen ausspucken. Selber denken. Selber fühlen.

Und da komm ich jetzt auch schon zur Essenz: Würde ich eine „neue“ Idee vorschlagen, wäre das ja schon wieder Blödsinn. Es geht ja eben darum, sich mal selber Gedanken zu machen. Sich mit anderen auszutauschen. Das an sich ist schon Handeln, und verändert mehr als man denkt. Wir agieren wieder wie „soziale“ Menschen. Denn sozial ist nicht sich Meinungen an den Kopf zu schmeißen, oder zu denken, dass halt jeder seine Eigene hat. Das Spektrum aller Meinungen kommt der Wahrheit einfach am Nächsten, und hat einen enormen Wert. Und an dieser Stelle muss man nicht zu einem Konsens kommen oder zu einer diplomatischen Einigung, nein. Jeder kann so sein wie er ist, ist ja ein Teil vom Ganzen. Erkennt das jeder, dann passiert ein neuer Effekt. Ist quasi ein Paradoxer. Keine Einigung erzielen, sich erkennen und den anderen, bewirkt lustigerweise Verbundenheit. Warum? Weil alles menschlich ist sozusagen, und alles was man ablehnt, lehnt man in sich dann auch ab. Ist dann ein Bumerang, zack.

Es gibt nur eine knifflige Sache, wo ist die Grenze? Aber das ist eine komplett andere Story.

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