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Zarathustra die Erste

Ich bin jedes Mal erstaunt, wenn ich Geschriebenes von anderen Menschen finde, die meine Gedanken nur in anderem Gewand wiedergeben.

Und so möchte ich mal dem lieben Zarathustra (/Friedrich Nietzsche) hier ein wenig Raum geben.

Vorab ist es sehr schön zu beobachten, wie Zarathustra sich immer wieder in die Einsamkeit begibt, um Erkenntnisse zu erlangen, und um zu sich selbst zu finden oder noch weiter gedacht, sich selbst zu überwinden.

Sehr schön ist seine Liebe zu dem „Grausamen“, also die Perspektive, dass Sünde genauso ein Teil vom Menschen ist und integriert gehört.

„Nicht eure Sünde – eure Genügsamkeit schreit gen Himmel, eurer Geiz selbst in eurer Sünde schreit gen Himmel!

Wo ist doch der Blitz, der euch mit seiner Zunge lecke? Wo ist der Wahnsinn, mit dem ihr geimpft werden müsstet?

Seht, ich lehre euch den Übermenschen: der ist dieser Blick, der ist dieser Wahnsinn!“

Okay, was bedeutet das jetzt?!

Alles spielt sich in einer Zeit ab, wo die meisten Menschen gläubig und hörig sind. Alles brave Bürger, die schön die heiligen Regeln einhalten. Sich gut fühlen, wenn sie fromm sind.

Zarathustra überspitzt die Gegenposition und macht Werbung für gesunde, eigene, selbstbestimmte Aggression.

„Gefährten sucht der Schaffende und nicht Leichname, und auch nicht Herden und Gläubige. Die Mitschaffenden sucht der Schaffende, die, welche neue Werte auf neue Tafeln schreiben. (…) Den Schaffenden, den Erntenden, den Feiernden will ich mich zugesellen: den Regenbogen will ich ihnen zeigen und alle die Treppen des Übermenschen.“

Also sucht Zarathustra Gleichgesinnte, die sollten aber anders sein. Sie sollten selbstständig denkende Menschen sein, die bereit sind, sich neue Werte zu definieren und nicht nur alte übernehmen.

„Alles dies Schwerste nimmt der tragsame Geist auf sich: dem Kamele gleich, das beladen in die Wüste eilt, also eilt er in seine Wüste.

Aber in der einsamsten Wüste geschieht die zweite Verwandlung: zum Löwen wird hier der Geist, Freiheit will er sich erbeuten und Herr sein in seiner eignen Wüste.“

Um dorthin zu gelangen, muss der Geist zuerst alleine sein mit sich. Seine eigene Welt erkunden, seine Leere, Wüste erobern. Was er dort findet ist Freiheit, weil es sein ganz eigener Bereich ist und Stärke, weil er zu sich selbst wieder findet.

„Seinen letzten Herrn sucht er sich hier: feind will er ihm werden und seinem letzten Gotte, um Sieg will er mit dem großen Drachen ringen.

Welches ist der große Drache, den der Geist nicht mehr Herr und Gott heißen mag? >>Du sollst<< heißt der große Drache. Aber der Geist des Löwen sagt >>ich will<<.“

Jetzt wird es spannend, es entsteht der klassische Kampf zwischen alten auferlegten Werten und dem neuen Freiraum für neue Werte. Der Drache, der sich ständig meldet mit den Worten „du sollst“, kann nur mit einem Anteil bekämpft werden, dem inneren Löwen, der die eigene Motivation ist, gesunde Aggression, er sagt klar und stark „ich will!“.

„Unschuld ist das Kind und Vergessen, ein Neubeginnen, ein Spiel, ein aus sich rollendes Rad, eine erste Bewegung, ein heiliges Ja-sagen.“

Wie das Kind noch rein intuitiv trotzig für sich einsteht, so muss jetzt auch selbstvergessen einfach begonnen werden. Daraus entsteht die erste wichtige Bewegung, Bewegung raus aus der Starre.

„Hinter deinen Gedanken und Gefühlen, mein Bruder, steht ein mächtiger Gebieter, ein unbekannter Weiser – der heißt Selbst. In deinem Leibe wohnt er, dein Leib ist er.

Es ist mehr Vernunft in deinem Leibe, als in deiner besten Weisheit.“

Hier kommt er zu einem sehr wichtigen Punkt, jegliche Denkerei wird das nicht schaffen können, was es braucht um weiter zu kommen. Das Selbst ist so stark mit Gefühlen und dem Körper verbunden, dass die effektivste Kraft auch nur von dort kommen kann.

Dann kommt ein Sprung zum Staat.

„Diese Zeichen gebe ich euch: jedes Volk spricht seine Zungen des Guten und Bösen: die versteht der Nachbar nicht. Seine Sprache erfand er sich in Sitten und Rechten.

Aber der Staat lügt in allen Zungen des Guten und Bösen; und was er auch redet, er lügt -und was er auch hat, gestohlen hat er´s.“

Die ursprüngliche Entwicklung von Gut und Böse bei jedem Volk hat seine eigene Geschichte und Nutzen. Der Staat lässt sich Volk nennen, ist es aber nicht. Es wirkt als würde er über Gut und Böse sprechen, tut es aber nicht.

„Seht mir doch diese Überflüssigen! Sie stehlen sich die Werke der Erfinder und die Schätze der Weisen: Bildung nennen sie ihren Diebstahl – und alles wird ihnen zu Krankheit und Ungemach!

Seht mir doch diese Überflüssigen! Krank sind sie immer, sie erbrechen ihre Galle und nennen es Zeitung. Sie verschlingen einander und können sich nicht einmal verdauen.

Seht mir doch diese Überflüssigen! Reichtümer erwerben sie und werden ärmer damit. Macht wollen sie und zuerst das Brecheisen der Macht, viel Geld, – diese Unvermögenden! Seht sie klettern, diese gschwinden Affen! Sie klettern übereinander hinweg und zerren sich also in den Schlamm und die Tiefe.“

Hier spricht er über die Absurdität der Bildung. Wissen was sich Menschen mühsam erarbeitet haben und eine ganz bestimmte Qualität hatte, die rein durch die dürftige Weitergabe sinnlos wurde. Die großartigen Werke werden gestohlen und zu traurigen Abbildern des Ursprünglichen.

Reich wollen sie werden, Geld wollen sie haben, Macht erwerben, und was es ihnen bringt ist eine innerliche Verarmung. Sie werden zu Affen, die sich gegenseitig runter ziehen.

„Frei steht noch großen Seelen ein freies Leben. Wahrlich, wer wenig besitzt, wird umso weniger besessen: gelobt sei die kleine Armut!“

Eine simple Weisheit. Jedes zusätzliche Ding verändert dich und deine Welt. Bis hin zum Extrem, wo man von den Dingen an sich besessen wird.

„Abseits vom Markte und Ruhme begibt sich alles Große: abseits vom Markte und Ruhme wohnten von je die Erfinder neuer Werte.“

Das ist eigentlich selbsterklärend, es braucht Abstand vom Alten, um Neues schaffen zu können.

Jetzt kommt ein Sprung zur Freundschaft:

„Man soll in seinem Freund noch den Feind ehren. Kannst du an deinen Freund dicht herantreten, ohne zu ihm überzutreten?

In seinem Freunde soll man seinen besten Feind haben. Du sollst ihm am nächsten mit dem Herzen sein, wenn du ihm widerstrebst.“

Hier ein wunderbarer Punkt. Hier geht es um das stabile Selbst, Distanz, Nähe, Austausch, Entwicklung und Grenzen. Den Freund als Sparringpartner zu sehen, ihn gleichzeitig als Freund und Feind sehen zu können. Sich nicht harmonisch mit ihm zu vereinigen, sondern sein selbst zu wahren, seines und trotzdem an einem gemeinsamen Raum zu arbeiten.

„Bist du reine Luft und Einsamkeit und Brot und Arznei deinem Freunde? Mancher kann seine eignen Ketten nicht lösen und doch ist er dem Freunde ein Erlöser.

Bist du ein Sklave? So kannst du nicht Freund sein. Bist du ein Tyrann? So kannst du nicht Freunde haben.“

In der Verbindung zum anderen, im Erleben des Gegenübers, werden verschiedene Dinge geschaffen, die alleine nicht herstellbar sind. Der Freund kann reine Luft sein, also klarer frischer Wind. Er lehrt Einsamkeit, ist Nahrung und Heilmittel. Und auch wenn er seine eigenen Ketten, seine beschwerende Vergangenheit selbst noch nicht ablegen konnte, kann er für den Freund die Unterstützung sein dies tun zu können.

Ist man aber noch Sklave oder Tyrann, also nicht bei sich, sondern damit beschäftigt sich zu unterwerfen oder andere zu unterwerfen, so kann man keine Freundschaft führen.

Wieder ein Sprung, zu Liebe, Gruppendenken und Ich:

„Völker hängten sich einst eine Tafel des Guten über sich. Liebe, die herrschen will, und Liebe, die gehorchen will, erschufen sich zusammen solche Tafeln.

Älter ist an der Herde die Lust, als die Lust am Ich: und solange das gute Gewissen Herde heißt, sagt nur das schlechte Gewissen: Ich.“

Auch sehr naheliegend eigentlich, dass sich ein Volk als gut bezeichnet und unter dem Namen Liebe alles mögliche treibt. Im Endeffekt aber vollkommener Blödsinn. Alleine das Vorgeben von Gut und Böse diskriminiert.

Es gibt so einen starken Drang der Gruppe/Herde anzugehören, die Werte dieser anzunehmen, dass das Ich mit einem schlechten Gewissen verbunden wird.

„Ihr haltet es mit euch selber nicht aus und liebt euch nicht genug: nun wollt ihr den Nächsten zur Liebe verführen und euch mit seinem Irrtum vergolden.“

Hier ein sehr interessanter Punkt. Der Drang zur Herde, ist eine Flucht vor dem Selbst. Oder eher noch ein Haltsuchen beim anderen, als bei sich selber. Lernt man sich zu lieben, erträgt man es alleine zu sein und ist nicht mehr von der Bestätigung der Gruppe abhängig.

„Ungerechtigkeit und Schmutz werfen sich nach dem Einsamen: aber mein Bruder, wenn du ein Stern sein willst, so musst du ihnen deshalb nicht weniger leuchten!“

Die Gruppe/Herde fühlt sich vom abseits Stehenden bedroht und behandelt ihn ungerecht. Und trotzdem spricht Zarathustra: Hör nicht auf zu leuchten, hör nicht auf du zu sein, auch wenn es schwer ist.

„Manchem Menschen darfst du nicht die Hand geben, sondern nur die Tatze: und ich will, dass deine Tatze auch Krallen habe.

Aber der schlimmste Feind, dem du begegnen kannst, wirst du immer dir selber sein; du selber lauerst dir auf in Höhlen und Wäldern.

Einsamer, du gehst den Weg zu dir selber! Und an dir selber führt dein Weg vorbei, und an deinen sieben Tafeln!

Ketzer wirst du dir selber sein und Hexe und Wahrsager und Narr und Zweifler und Unheiliger und Bösewicht.

Verbrennen musst du dich wollen in deiner eignen Flamme: wie wolltest du neu werden, wenn du nicht erst Asche geworden bist!

Einsamer, du gehst den Weg des Schaffenden: einen Gott willst du dir schaffen aus deinen sieben Teufeln!“

Jetzt wird es super spannend. Hier geht es darum, dass nicht alle Menschen gut sind für einen, nicht jeder ist Freund, nicht jedem sollte man die Hand reichen. Und man muss lernen Krallen zu bekommen, manchen Menschen mit Krallen zu begegnen, sein Selbst zu schützen, für sich einzustehen.

Und trotz alledem, werden es nicht die anderen sein, die dich am meisten behindern, sondern du selbst. Teile von dir, Teufel die dich behindern, verführen, blockieren.

Jetzt kommt ein besonders geiler Satz: Verbrennen musst du dich wollen in deiner eignen Flamme. Sich den eigenen Dämonen hingeben, in die eigene Hölle gehen, sich fallen lassen in die innere Grausamkeit, um neu werden zu können.

Hier ein Sprung zur Gerechtigkeit:

„Geteiltes unrecht ist halbes Recht. Und der soll das Unrecht auf sich nehmen, der es tragen kann!

Eine kleine Rache ist menschlicher als gar keine Rache. Und wenn die Strafe nicht auch ein Recht und Ehre ist für den Übertretenden, so mag ich auch euer Strafen nicht.

Vornehmer ist´s, sich Unrecht zu geben als Recht zu behalten, sonderlich, wenn man Recht hat. Nur muss man reich genug dazu sein.

Ich mag eure kalte Gerechtigkeit nicht; und aus dem Auge eurer Richter blickt mir immer der Henker und sein kaltes Eisen.

Sagt, wo findet sich die Gerechtigkeit, welche Liebe mit sehenden Augen ist?

So erfindet mir doch die Liebe, welche nicht nur alle Strafen, sondern auch alle Schuld trägt! So erfindet mir doch die Gerechtigkeit, die jeden freispricht, ausgenommen den Richtenden! Wollt ihr auch dies noch hören? An dem, der von Grund aus gerecht sein will, wird auch die Lüge zur Menschen-Freundlichkeit.“

Besonders schwer wird es, wenn einem Einzelnen Ungerechtigkeit widerfährt, so ist es naheliegend, dass das Teilen der Ungerechtigkeit schon an sich einen positiven Effekt hat. Denn das Gesehenwerden der Ungerechtigkeit verändert sie auch schon.

Dann wird ein sehr wichtiger Punkt beschrieben. Rache, Strafe, Konsequenzen, wie auch immer man dazu jetzt sagt, sind essentielle Dinge, die ihren Platz brauchen. Und wird das Sichwehren als schlecht bewertet, und das jemanden Grenzen setzen, dann verlieren wir ganz wichtige Elemente der menschlichen Palette.

Zusätzlich entsteht was ganz Schwieriges, man denkt, dass es besser ist im Unrecht zu sein, auch wenn man tatsächlich Recht hat. Aber wer will schon als Böser da stehen, als Unruhestifter.

Im Grunde gibt es sowas nicht wie absolute Gerechtigkeit, oder Gerechtigkeit für alle, oder dergleichen. Und man selbst kann sowieso nie pur gerecht sein, denn kaum steht er für sich ein, wird er die Grenze eines anderen berühren und so weiter.

„Ihr Einsamen von heute, ihr Ausscheidenden, ihr sollt einst ein Volk sein: aus euch, die ihr euch selber auswähltet, soll ein auserwähltes Volk erwachsen – und aus ihm der Übermensch.“

Hier wird glaub ich zum ersten Mal der Übermensch erwähnt. Der aus der Zusammenkunft der Ausgeschiedenen der Herde entsteht.

Hier ein kleiner Einblick was Zarathustra eigentlich so treibt:

„Hierauf ging Zarathustra wieder zurück in das Gebirge und in die Einsamkeit seiner Höhle und entzog sich den Menschen: wartend gleich einem Sämann, der seinen Samen ausgeworfen hat. Seine Seele aber wurde voll von Ungeduld und Begierde nach denen, welche er liebte: denn er hatte ihnen noch viel zu geben. Dies nämlich ist das Schwerste, aus Liebe die offne Hand schließen und als Schenkender die Scham bewahren.

Also vergingen dem Einsamen Monde und Jahre; seine Weisheit aber wuchs und machte ihm Schmerzen durch ihre Fülle.“

 

„Zu langsam läuft mir alles Reden – in deinen Wagen springe ich, Sturm! Und auch dich will ich noch peitschen mit meiner Bosheit!“

Okay das ist zum Schmunzeln. Er wird ungeduldig, weil er so viel zu sagen hat, und gierig ist alles raus zu haun.

„Ach, dass meine Löwin Weisheit zärtlich brüllen lernte!“

Perfekter Satz eigentlich, er weiß dass er noch grantiger werden muss, für das was er vor hat.

Jetzt geht es um Gott und den Schaffenden:

„Gott ist ein Gedanke, der macht alles Gerade krumm, und alles, was steht, drehend. Wie? Die Zeit wäre hinweg, und alles Vergängliche nur Lüge?

(…) Böse heiße ich´s und menschenfeindlich: all dies Lehren vom Einen und Vollen und Unbewegten und Sollten und Unvergänglichen!

(…)

Schaffen – das ist die große Erlösung vom Leiden, und des Lebens Leichtwerden. Aber dass der Schaffende sei, dazu selber tut Leid Not und viel Verwandlung.

Ja, viel bitteres Sterben muss in eurem Leben sein, ihr Schaffenden! Also seid ihr Fürsprecher und Rechtfertiger aller Vergänglichkeit.

Dass der Schaffende selber das Kind sei, das neu geboren werde, dazu muss er auch die Gebärerin sein wollen und der Schmerz der Gebärerin.

Wahrlich, durch hundert Seelen ging ich meinen Weg und durch hundert Wiegen und Geburtswehen. Manchen Abschied nahm ich schon, ich kenne die herzbrechenden letzten Stunden. Aber so will´s mein schaffender Wille, mein Schicksal. Oder, dass ich´s euch redlicher sage: solches Schicksal gerade – will mein Wille.

Alles Fühlende leidet an mir und ist in Gefängnissen: aber mein Wollen kommt mir stets als mein Befreier und Freudebringer.

Wollen befreit: das ist die wahre Lehre von Wille und Freiheit – so lehrt sie euch Zarathustra.

Das Konstrukt Gott und die damit verbundenen Lehren schaffen eine unmenschliche Umgebung. Weil Menschsein, facettenreich sein heißt, gut und böse und alles dazwischen.

Man kann nach vorgegebenen Regeln leben, oder Schaffender sein, also sich seine Regeln selbst machen. Um zu einem Schaffenden zu werden, bedarf es viel Leid und damit einhergehend viel Verwandlung.

Hier kommt ein nächster sehr wichtiger Punkt. Die Schmerzen die er ertragen musste fühlt er, und daran leidet er auch. Aber es gibt quasi ein Gegenmittel: Wollen. Meine Bezeichnung dafür ist gesunde Aggression. Es hat die Macht einen aus dieser Starre raus zu kicken. Es ist der starke eigene Wille, die innere Kraft, das Einstehen für sich selber.

Ein Sprung zu Scham und Mitleiden:

„Denn dass ich den Leidenden leiden sah, dessen schämte ich mich um seiner Scham willen; und als ich ihm half, da verging ich mich hart an seinem Stolze.“

Das ist ein relativ schwieriger Punkt. Sehen wir im Leidenden nur das Leid und noch mehr eine Abwertung seiner Person, also einen Mangel oder Unvermögen. Dann helfen wir ihm auch nicht damit, wenn wir aus Mitleid ihm helfen, wir degradieren ihn sogar mit dieser Aktion. Er braucht keine Augen die auf ihn herabsehen, egal ob niedlich oder nicht.

„Hast du aber einen leidenden Freund, so sei seinem Leiden eine Ruhestätte, doch gleichsam ein hartes Bett, ein Feldbett: so wirst du ihm am besten nützen.

Und tut dir ein Freund Übles, so sprich: >>ich vergebe dir, was du mir tatest; dass du es aber dir tatest – wie könnte ich das vergeben!<<

Also redet alle große Liebe: die überwindet auch noch Vergebung und Mitleiden.“

Jemanden in seinem Leid zu begleiten, heißt da sein, nicht sein Leid zu nähren. Der Freund ist kein armer Hund oder sterbendes Kätzchen, er ist stark auch in dieser augenscheinlichen Schwäche.

Beim Punkt Vergebung muss man schon einen ordentlichen Gedankensprung machen. Denn es setzt voraus, dass man Liebe anders als umgangssprachlich definiert.

Den anderen in seiner Gesamtheit zu sehen, und sein Potenzial im Blick zu behalten, bringt auch die Erkenntnis mit sich, dass das Gegenüber die Tat nicht gegen einen gerichtet hat, sondern vielmehr gegen sich selbst. Und will man den anderen als Freund behalten, erwartet man auch eine Eigenverantwortlichkeit, dass er auf sich selbst schaut.

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